Spondylose, auch „Spondylosis deformans“, ist ein Oberbegriff für degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule. Meist liegt die Erkrankung in den Bandscheiben begründet. Die Abnutzungserscheinungen sind prinzipiell überall an der Wirbelsäule möglich, betreffen jedoch häufig die Bereiche, welche im Alltag am meisten belastet werden. Das sind die untere Halswirbelsäule sowie die Lendenwirbelsäule.
In den Industrieländern weisen bereits drei Viertel aller Dreißigjährigen Risse in einer oder mehreren Bandscheiben auf. Mit Mitte 30 haben schon 40 Prozent aller Menschen abgenutzte Wirbelsäulengelenke. In welchem Ausmaß der Verschleiß voranschreitet, wird zum einen von den Genen und zum anderen vom Lebensstil sowie dem Schlafverhalten bestimmt.
Die Bandscheiben
Die Zwischenwirbelgelenke bestehen aus einem gallertartigen Kern, welcher von einem Knorpelfaserring umgeben ist. Sie benötigen zur Versorgung angemessene Bewegung in Form von Wechseldruckbelastung, wie sie zum Beispiel beim Gehen oder Laufen entsteht. Nur auf diese Weise kann nährstoffreiche Flüssigkeit in die Bandscheibe gelangen. Lange Sitz- und Stehzeiten belasten die Bandscheiben einseitig und es kann kein Flüssigkeitsaustausch erfolgen. Tägliche Bewegung ist damit essentiell für gesunde Bandscheiben.
Nachts regenerieren die Bandscheiben und füllen ihren Flüssigkeitshaushalt komplett wieder auf. Das ist auch der Grund, warum speziell jüngere Menschen am Morgen etwas größer sind als am Abend. Während des Schlafes gelangen neben Wasser auch Nährstoffe in den Gallertkern sowie den Knorpelfaserring, welche für die Gesunderhaltung sowie die Neubildung der Gewebe benötigt werden.
Mit gezielter Bewegung am Tag und gesundem Schlaf in der Nacht kann die Bandscheibendegeneration bis zu einem gewissen Grad vorgebeugt werden. Der natürliche Alterungsprozess lässt sich jedoch nicht aufhalten. Die Bandscheiben verlieren im Laufe des Lebens immer mehr die Fähigkeit zur Flüssigkeitsspeicherung. Die Bandscheibenkerne von Kindern bestehen zu 80 bis 90 Prozent aus Wasser und zu 10 bis 20 Prozent aus Bindegewebe.
Ursachen Spondylose
Im Laufe des Lebens sinkt der Wassergehalt in den Bandscheiben kontinuierlich. Phosphat, Kalzium, Magnesium und Fluor werden in den unterversorgten Zwischenwirbelgelenken abgespeichert. Diese Mineralstoffe wirken längerfristig wie eine „Versteifung“ und beeinflussen die Elastizität negativ. Die Bandscheiben schrumpfen und damit gleichzeitig der Abstand zwischen den Rückenwirbeln. Das wiederum hat Einfluss auf den Bandapparat. Die Bänder, welche die Wirbelkörper sichern, lockern sich. Die komplette Wirbelsäule wird instabil und Wirbel und Gelenke können sich verschieben. Parallel steigt der Druck auf die Wirbelgelenke an und der Organismus reagiert, indem er sich wieder stabilisiert und neue Knochenmasse an den Wirbelkörpern und Wirbelgelenken aufbaut (sogenannte „Spondylophyten“). Spondylophyten sind knöcherne Strukturen (Wülste, Zacken, Sporne und Spangen), die verschiedene Problematiken auslösen können:
- Von einer „Foramenstenose“ sprechen die Mediziner, wenn eine Nervenkanalverengung vorliegt, welche die Nerven an ihren jeweiligen Austrittsstellen beeinträchtigen.
- Bei einer „Spinalkanalstenose“ ist der Kanal in der Wirbelsäule verengt, durch welches das Rückenmark verläuft.
- Eine „Osteochondrose“ liegt vor, wenn sich sowohl Wirbelkörper als auch Knorpel verändert haben.
Neben den großen Wirbelgelenken können auch die kleinen Zwischenwirbelgelenke vom Bandscheibenverschleiß betroffen sein. Auch hier verdichten sich die Knochen und bilden letztendlich knöcherne Gebilde, welche die Nervenwurzeln beeinträchtigen. Die kleinen Gelenke können sich entzünden und die dazugehörigen Gelenkkapseln anschwellen. In diesen Fällen sprechen Mediziner vom „Facettensyndrom“ oder „Spondylarthrose“.
Spondylose ist der Sammelbegriff für verschleißbedingte Bandscheiben- und Wirbelsäulenerkrankungen. Die Patienten sind meist Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Ab dem 65. Lebensjahr weisen mehr als 90 Prozent aller Personen einen gewissen Grad von Spondylose auf.
Risikofaktoren für die Entstehung einer Spondylose:
- höheres Lebensalter
- genetische Grundveranlagung
- Frauen nach den Wechseljahren
- Übergewicht & Untergewicht
- schwere körperliche Arbeit
- Bewegungsmangel durch sitzende oder stehende Tätigkeit
- Verletzungen an der Wirbelsäule
- schlecht ausgebildete Muskulatur
- Vorerkrankungen wie Stoffwechselerkrankungen, Osteoporose oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems (beispielsweise Multiple Sklerose)
- dauerhaft ungenügende Regeneration
Bei einigen Patienten schreitet die Erkrankung schnell, bei anderen wiederum langsam voran. Auch die auftretenden Symptome können sehr unterschiedlich sein. Das Maß der Abnutzungserscheinungen sagt prinzipiell wenig über die Beschwerden aus. Die Ziele einer ganzheitlichen Behandlung sind, ein Fortschreiten der degenerativen Veränderungen bestenfalls zu stoppen sowie die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten oder zu verbessern.
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