In unserer aktuellen Serie „Einfach-gesund-schlafen – Schlaf-Wissen aus Erfahrung“ möchten wir über wichtige Themen rund um den gestörten Schlaf und Wege zu einem gesunden, Bioenergetischen Schlaf® sprechen. Heute geht es um die Frage, wie man bemerkt, dass man zu wenig schläft und die Auswirkungen von Schlafmangel.
Martin Böckle: Leiden viele Menschen an zu wenig Schlaf?
Prof. Amann-Jennson: Ja, das ist weltweit ein echtes Problem. Die Menschen schenken ihrem Schlaf viel zu wenig Bedeutung. Obwohl 90 % unserer Gesundheit davon abhängt! Wer in einer Nacht immer wieder wach gelegen und sich laufend umgedreht hat, der weiß wie man sich am nächsten Tag fühlt. Wer aber über Monate und Jahre einfach zu wenig schläft, aus welchem Grund auch immer, gefährdet sein Wohlbefinden, seine Gesundheit und sein Leistungsvermögen. Generell leiden immer mehr Menschen unter zu wenig Schlaf. Sie haben also ein chronisches Schlafdefizit.
Martin Böckle: Was haben Menschen mit zu wenig Schlaf zu befürchten?
Prof. Amann-Jennson: Wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, erkennt man rasch die Risiken. Die langfristigen Risiken und Probleme von Schlafmangel sind wissenschaftlich bestens dokumentiert. Schlafmangel wirkt sich auf allen Ebenen negativ aus – körperlich, psychisch-mental und auch seelisch. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Immunschwäche, Stoffwechselerkrankungen, Übergewicht, Diabetes, Krebs, Depressionen, Angststörungen, Alzheimer etc. sind mögliche Folgen. Gerade Menschen die schon krank sind, sollten intensiv über ihren Schlaf nachdenken!
Martin Böckle: Warum ist denn ausreichender Schlaf so wichtig?
Prof. Amann-Jennson: In erster Linie geht es um die Regeneration. Aus wissenschaftlicher Sicht hängen 70 % der körperlichen und 100 % (!) der psychisch-mentalen Regeneration vom Schlaf ab.
Unser Körper braucht Schlaf, so wie er Luft und Nahrung braucht um optimal zu funktionieren. Während des Schlafes heilt sich unser Körper selbst und stellt sein chemisches Gleichgewicht wieder her. Unser Gehirn baut neue Verbindungen auf und hilft uns bei der Gedächtnisbildung. Ohne ausreichenden Schlaf funktioniert weder das Gehirn noch das übrige Körpersystem optimal. Schlafmangel führt automatisch zu einer dramatischen Einbuße von Lebensqualität. Zudem zeigen Studien immer wieder, dass Menschen mit zu wenig Schlaf automatisch ihr Leben verkürzen.
Martin Böckle: Was sind nun die auffälligsten Anzeichen, dass man zu wenig schläft, also ein Schlafdefizit hat?
Prof. Amann-Jennson: Grundsätzlich sind es zwei Merkmale: 1. Wer ein Schlafdefizit hat, schläft meistens innert weniger Minuten am Abend ein. 2. Alle Menschen mit Schlafdefizit benötigen einen Wecker am Morgen! Wer an Schlafmangel leidet ist auch nicht richtig wach. Man hat dauernd ein Gefühl von Schläfrigkeit und Müdigkeit. Man gähnt viel, ist gereizter und oft auch verstimmt. Und man merkt, dass der Konsum von Koffein und Energydrinks nicht ausreicht, um das anhaltende Schlafbedürfnis zu überlagern. Man ist unkonzentriert und macht eindeutig mehr Fehler. Es kommt dann Schritt für Schritt zu den ersten Symptomen wie Kreislaufprobleme, Schwindel, Blutdruckstörungen, Verdauungsstörungen und man hat einfach keinen klaren Kopf mehr.
Martin Böckle: Aber das ist nur der Anfang, der chronische Schlafentzug greift ja dann auch in die gesamten Körpersysteme ein. Welche sind am meisten betroffen?
Prof. Amann-Jennson: Es beginnt beim Gehirn und dem Nervensystem. Damit das Gehirn, das zentrale Nervensystem und das autonome Nervensystem richtig funktionieren, ist in jedem Fall ausreichend Schlaf notwendig. Im Schlaf bilden sich neue Nervenzellen (Neuronen) in unserem Gehirn. Diese helfen uns dabei, dass wir uns an neu aufgebaute Informationen erinnern können – auch an alles was wir gelernt haben. Schlafentzug schadet unserem Gehirn und dem gesamten Nervensystem. Reaktion und Koordinationsfähigkeit verschlechtern sich sofort. Das Risiko für Unfälle und Verletzungen erhöht sich drastisch (im Sport +65 %). Schlafentzug wirkt sich auch negativ auf unsere geistigen Fähigkeiten, unsere Kreativität und die emotionale Verfassung aus. Man wird eindeutig unkonzentrierter, ungeduldiger und anfälliger für Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen. Auch die Gefahr von Sekundenschlaf nimmt dramatisch zu, das ist lebensbedrohlich sowohl im Straßenverkehr als auch im Umgang mit Maschinen.
Martin Böckle: In anderen Beiträge haben wir auch immer wieder gehört, dass das Immunsystem durch Schlafmangel geschwächt wird. Wie kommt dies zustande?
Prof. Amann-Jennson: Während wir schlafen, produziert unser Immunsystem schützende, infektionsbekämpfende Substanzen, wie sogenannte Zytokine. Das sind vom menschlichen Körper produzierte regulatorische Eiweiße (Peptide), die der Steuerung der Immunantwort dienen. Da gehören auch die „Killerzellen“ dazu, um fremde „Eindringlinge“ wie Bakterien und Viren zu bekämpfen. Zytokine helfen auch beim Schlafen und stärken unser Immunsystem, damit der Körper gegen Krankheiten besser geschützt ist. Und der Schlafmangel verhindert, dass der Körper sein Immunsystem im Schlaf stärken kann. Sobald wir nicht genug Schlaf bekommen, ist unser Körper möglicherweise nicht mehr in der Lage, diese „Eindringlinge“ abzuwehren. Kranke Menschen mit Schlafmangel erholen sich auch nicht so gut von ihrer Krankheit. Wenn man an chronischem Schlafmangel leidet, erhöht sich auch das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen, Alzheimer, Krebs etc.
Martin Böckle: Welche Systeme werden durch zu wenig Schlaf noch negativ beeinflusst?
Prof. Amann-Jennson: Eine wichtige und lebenserhaltende Rolle spielt unser Atmungssystem. Insbesondere die Beziehung zwischen unserem Schlaf und dem Atmungssystem ist ganz wichtig. Eine nächtliche Atmungsstörung, die als obstruktive Schlafapnoe (OSA) bezeichnet wird, kann den Schlaf unterbrechen und die Schlafqualität drastisch senken. Wenn man während der Nacht aufwacht, kann dies zu Schlafentzug führen. Dadurch wird man anfälliger für Infektionen der Atemwege wie Erkältung und Grippe. Schlafentzug kann auch bestehende Atemwegserkrankungen verschlimmern, etwa chronische Lungenerkrankungen.
Martin Böckle: Immer öfter hört man von Menschen, dass sie an Verdauungsstörungen und Übergewicht leiden. Könnte dies auch durch einen Schlafmangel entstehen?
Prof. Amann-Jennson: Dazu gibt es unzählige Studien: zu wenig Schlaf ist ein großer Risikofaktor für Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas). Der Schlaf beeinflusst die Konzentration von zwei Hormonen, Leptin und Ghrelin, die das Hunger- und Völlegefühl steuern. Leptin signalisiert dem Gehirn, dass man genug gegessen hat. Ohne ausreichenden Schlaf reduziert unser Gehirn Leptin und hebt Ghrelin, ein Appetitanreger, an. So führt Schlafmangel auch zu nächtlichen Heißhunger-Attacken und damit zu Übergewicht oder gar Fettleibigkeit. Ein Mangel an Schlaf kann auch zur Gewichtszunahme beitragen, weil Menschen mit Schlafdefizit sich eindeutig weniger bewegen, mehr Junkfood zu sich nehmen und auch weniger Sport machen. Zudem wird durch Schlafmangel nach dem Essen messbar mehr Insulin ausgeschüttet. Insulin steuert bekanntlich den Blutzuckerspiegel. Ein erhöhter Insulinspiegel fördert die Fettspeicherung und erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes.
Martin Böckle: Man hört immer wieder, dass schlechter und zu wenig Schlaf ein großes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei. Sogar die Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen soll zunehmen. Ist da was dran?
Prof. Amann-Jennson: Der gesunde, ausreichende Schlaf ist besonders für unser Herz-Kreislauf-System sehr wichtig. Der Schlaf hilft sowohl das Herz, aber auch die Blutgefässe, den Blutdruck und den Blutzuckerwert gesund zu halten. Gleichzeitig werden die sogenannten Mikroentzündungen im Körper in Schach gehalten. Menschen, die nicht genug schlafen, haben eindeutig häufiger mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Entzündungsprozessen zu tun. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt laut Studien um das drei bis fünf fache an!
Martin Böckle: Nun haben wir in anderen Beiträge immer wieder davon gehört, dass speziell im Schlaf ganz bestimmte Hormone ausgeschüttet werden. Wirkt sich diesbezüglich der Schlafmangel auch negativ aus?
Prof. Amann-Jennson: Insbesondere die Hormonproduktion ist von unserem Schlaf abhängig. Z.B. benötigen wir für die ausreichende Ausschüttung von Testosteron mindestens drei Stunden ununterbrochenen Schlaf. Schlafstörungen und Schlafmangel können daher die Hormonproduktion negativ beeinflussen. Ein weiteres wichtiges Hormon ist das Wachstumshormon. Dieses Hormon wird von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) kontinuierlich ausgeschüttet, hauptsächlich aber im Schlaf. Dafür benötigen wir am Tag genügend Bewegung und in der Nacht genügend gesunden Schlaf. Das ist vor allem für Kinder und Jugendlichen sehr wichtig. Aber auch für Erwachsene, die bereits ausgewachsen sind. Dieses Hormon hilft uns im Schlaf Muskelmasse aufzubauen, sowie Zellen und Gewebe zu reparieren.
Martin Böckle: Und wie können wir Schlafmangel am besten beheben?
Prof. Amann-Jennson: Da gibt es nur ein einziges Mittel und das heißt gesunder Schlaf. Gerade Menschen mit zu wenig Schlaf sollten alles unternehmen, um wenigsten bei der verkürzten Schlafdauer so gut wie möglich zu schlafen. Diesbezüglich bieten wir bei SAMINA sehr viele natürliche und giftfreie Lösungen an. Von der Körpererdung (Lokosana®) über MusikMedizin im Schlaf (SAMINA Soundlife Sleep System®) bis hin zum Schlaf-Gesund-Coaching.
Bildquelle: @shutterstock
Quelle: The impact of sleep deprivation on food desire in the human brain (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23922121)
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